6 Absprachen für das Miteinander – Werte & Regeln im Klassenzimmer
- Doodleteacher
- 30. Aug.
- 3 Min. Lesezeit
Im Blogbeitrag Klassenwerte und Klassenregeln in der Schule hatte ich mich ja intensiver mit der Frage beschäftigt, ob Klassenwerte oder Klassenregeln die bessere Grundlage für ein gutes Miteinander sind. Dabei wurde deutlich: Regeln bieten Orientierung und Sicherheit, während Werte langfristiger wirken, weil sie auf einer tieferen Ebene verankert werden. Doch was, wenn wir beides miteinander verbinden?
Die Antwort sind Absprachen – klar, fokussiert und für alle leicht verständlich. Statt langer Listen von Regeln oder abstrakten Begriffen wie „Toleranz“ oder „Fairness“ bieten die sechs Absprachen eine reduzierte, einprägsame Grundlage, die den Unterricht strukturiert und das Klassenklima stärkt.
Direkt zum Material: 6 Absprachen für das Miteinander
Warum Absprachen so kraftvoll sind
Einfach & überschaubar: Sechs Kernbotschaften, die alle Kinder verstehen und sich merken können.
Positiv formuliert: Statt „Wir schreien nicht“ heißt es „Wir sprechen leise“. Das gibt Orientierung, ohne zu belehren.
Verbindend: Absprachen werden gemeinsam eingeführt, reflektiert und gelebt – nicht von oben „verordnet“.
Flexibel einsetzbar: Sie lassen sich in jeder Klassenstufe nutzen, von der 1. Klasse bis in die Sekundarstufe, und können an die Klassensituation angepasst werden.
Umsetzungen der Absprachen mit meinem Material:
Vielen lieben Dank für euren Bilder und kreativen Umsetzungen!
Die 6 zentralen Absprachen im Überblick
1. Wir sind freundlich
Wir begrüßen uns, lächeln und sprechen freundlich miteinander.
Wir helfen, wenn jemand Unterstützung braucht.
Praxisbeispiel: Der Schultag beginnt mit einer Begrüßung an der Tür. Kinder, die freundlich „Guten Morgen“ sagen, fühlen sich selbst gesehen und stärken gleichzeitig das Miteinander.
2. Wir sind respektvoll
Wir hören zu und lassen andere ausreden.
Wir achten auf die Gefühle, Meinungen und Grenzen aller.
Praxisbeispiel: Im Gesprächskreis erinnern die Absprachen daran, dass niemand unterbrochen wird. So lernen Kinder, zuzuhören und unterschiedliche Sichtweisen zu akzeptieren.
3. Wir sind zuverlässig
Wir halten uns an Absprachen.
Wir übernehmen Verantwortung für unser Handeln.
Praxisbeispiel: Wenn die Klasse vereinbart, dass alle am Freitag ihre Hausaufgabenmappe abgeben, trägt jede*r die Verantwortung dafür – die Lehrkraft muss nicht dauernd erinnern.
4. Wir sind achtsam
Wir gehen sorgsam mit Materialien, Raum und Umwelt um.
Wir konzentrieren uns auf das, was wir gerade tun.
Praxisbeispiel: Nach einer Bastelstunde legen die Kinder ihre Scheren, Kleber und Papier ordentlich zurück. Die Absprachen helfen, Verantwortung für den gemeinsamen Raum zu übernehmen.
5. Wir sind rücksichtsvoll
Wir wahren persönliche Grenzen und gehen friedlich miteinander um.
Wir sprechen in einer angemessenen Lautstärke und arbeiten leise, wenn es nötig ist.
Praxisbeispiel: Beim Partnerpuzzle achten die Kinder darauf, dass niemand zu laut ist und jede*r in Ruhe arbeiten kann. Rücksichtnahme wird so zur Selbstverständlichkeit.
6. Wir sind ein Team
Wir unterstützen uns gegenseitig.
Wir feiern Erfolge gemeinsam und halten in schwierigen Momenten zusammen.
Praxisbeispiel: Nach einer gelungenen Präsentation gibt es Applaus für die Gruppe – kleine Rituale zeigen, dass die Klasse zusammensteht.
Einsatzmöglichkeiten der Absprachen fürs Miteinander im Unterricht
Die sechs Absprachen lassen sich flexibel nutzen:
Schuljahresanfang: Gemeinsam einführen, z. B. durch Rollenspiele („Wie sieht Freundlichkeit im Alltag aus?“).
Klassenzimmergestaltung: Die Absprachen als Poster aufhängen oder in Schülerhand gestalten lassen (Ausmalvorlagen, eigene Symbole, Collagen).
Reflexion: Am Ende der Woche besprechen: „Welche Absprachen haben wir gut umgesetzt? Wo brauchen wir noch Übung?“
Konfliktlösung: Bei Streit können die Kinder selbst prüfen: „Welche Absprache haben wir heute nicht beachtet?“
Verbindung zu Klassenregeln: Wenn eine Schule auf Regeln besteht, können die Absprachen parallel genutzt und als „positive Ergänzung“ erklärt werden.
Vorteile von Absprachen / Klassenwerten
✅ Weniger Regeln – mehr Klarheit
✅ Positive Sprache stärkt Motivation
✅ Werte werden konkret und alltagstauglich
✅ Kinder fühlen sich einbezogen und ernst genommen
✅ Geeignet für Grundschule und Sekundarstufe
Mögliche Herausforderungen
⚠️ Einführung braucht Zeit – besonders am Anfang des Schuljahres.
⚠️ Konsequenz ist entscheidend – Lehrkräfte und Schüler*innen müssen gemeinsam auf die Einhaltung achten.
⚠️ Anpassung an das Alter – in höheren Klassen sollten die Absprachen stärker diskutiert und gemeinsam weiterentwickelt werden.
FAQ zu Absprachen im Klassenzimmer
Sind Absprachen nur für jüngere Kinder geeignet?
Nein, auch in höheren Klassen sind sie sinnvoll. Ältere Schüler*innen können sogar eigene Beispiele einbringen und die Absprachen vertiefen.
Was unterscheidet Absprachen von Regeln?
Regeln sind meist strenger und verbotsorientiert, Absprachen hingegen sind positiv formuliert und stärker wertebasiert.
Wie führe ich Absprachen ein?
Schritt für Schritt: Eine Stunde zum Einstieg, gemeinsames Erarbeiten von Beispielen, Visualisierung im Klassenraum. Wiederholung macht sie selbstverständlich.
Passen Absprachen zu bestehenden Schulregeln?
Ja – sie ergänzen diese sogar, indem sie den Alltag positiver und leichter handhabbar machen.
Kann ich Absprachen individuell anpassen?
Natürlich. Jede Klasse ist einzigartig. Die sechs zentralen Absprachen sind eine Basis, die ergänzt oder vereinfacht werden kann.